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Am sonnigen 11. Juni machten die Wirtschaft und Recht Klassen einen Ausflug nach Samnaun.

Dort wurden wir von Arno Jäger, einem ehemaligen Gemeindepräsidenten und Bienenzüchter, empfangen, der gleich am Kirchplatz einen langen Vortrag über die Geschichte von Samnaun hielt. Es war ein spannender Vortrag darüber, warum Samnaun im Jahr 1892 den zollfreien Status bekam und auch weiterhin behalten durfte. Der Grund der Reise war, dass die Schülerinnen und Schüler selbst herausfinden sollten, welche Auswirkungen Zölle haben könnten, warum Zölle 1848 eingeführt wurden und Samnaun ein Zollamt bekam und warum der Handel danach zum Erliegen kam. Dies war für Samnauner Bauern ein wirtschaftlicher Nachteil. Die Begründung des zollfreien Status war eine Zufahrtsstraße über Schweizer Gebiet und die durch den Zoll verteuerten Lebensmittel. In den Klassen wurde dies dann mit den heutigen EU-Zöllen verglichen, insbesondere gegen Elektrofahrzeuge aus China. Danach wurde auch besprochen, was die wirtschaftlichen, rechtlichen und moralischen Gründe für Zölle sind.

Er sprach auch über die ersten Siedler, die ihr Vieh schon um das Jahr 800 vom Unterengadin heraufbrachten. Samnaun, mit einer Höhe von 1800 Metern, war wärmer als das Oberengadin und deshalb wuchsen viele Getreidesorten. Da jedoch viel über Österreich gehandelt wurde, verschwand langsam die romanische Sprache, und die Einwohner heirateten Tiroler.

Erst in den 1980er Jahren kam es dann zum großen wirtschaftlichen Aufschwung, als viele Touristen wegen der Seilbahnen und der Verbindung mit Ischgl sowie dem übrig gebliebenen zollfreien Status kamen. Ob dies weiterhin so bleibt, ist noch offen, da die Einwohnerzahl sinkt und eventuell Besucher mit Elektrofahrzeugen nicht mehr in Samnaun auftanken müssen. Es war ein sehr erfolgreicher Ausflug. Die Schülerinnen und Schüler lernten viel von Arno Jäger und konnten auch selbst einkaufen sowie Benzin- und andere Preise vergleichen.

Herbert Newland, Lehrer für Wirtschaft und Recht

Ausflug SamnaunAusflug SamnaunAusflug Samnaun

Geschichte und Porträt des Samnauntals

Zollfreies Shopping

Die ersten Siedler um das Jahr 800 waren Bauern mit ihrem Vieh aus dem Unterengadin, auf der Suche nach neuen Weiden. Seit ca. 1200 ist Samnaun ganzjährig bewohnt. Die Kultur im Tal ist geprägt von Einflüssen aus dem Unterengadin und dem Tirol: Die meisten Flurnamen sind romanisch und zeugen von der Herkunft der Besiedelung. Die rund 750 Samnauner sprechen jedoch kein Rätoromanisch, sondern Samnauner Deutsch – ein Tiroler Dialekt – und sind somit die kleinste sprachliche Minderheit in der Schweiz. Auch die Küche ist vom Dreiländereck Schweiz – Österreich – Italien beeinflusst. Der wohl bekannteste Samnauner in der Geschichte des Samnauntals ist der Dichter und Pater Maurus Carnot.

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Zollfrei-Status seit 1892

Mit der Zentralisierung des schweizerischen Zollwesens 1848 wurde auch in Samnaun-Compatsch ein Zollamt eingerichtet. Die Einführung des Zollwesens setzte dem Handel mit Tirol schlagartig ein Ende, da alle Waren nach Samnaun verzollt werden mussten, was für die Samnauner Bauern ein wirtschaftlicher Nachteil war. Im Jahre 1892 entschied deshalb der Bundesrat, dass das Samnauntal zollfrei wurde. Dieser Status bleibt bis heute erhalten, obwohl es seit 1912 die Zufahrtsstraße über Schweizer Gebiet von Martina nach Samnaun gibt. Die Straße wird von den Gästen liebevoll "Abenteuerstraße" genannt, wegen der drei verbliebenen einspurigen Tunnels und der spektakulären Linienführung. Mit der Straße kamen auch die ersten Touristen nach Samnaun: Nach der Eröffnung der Samnauner Straße dauerte es nicht mehr lange und die ersten Gasthäuser in Samnaun wurden eröffnet. Speziell: Im Kanton Graubünden gab es bis 1925 ein Fahrverbot für motorisierte Automobile, die Gäste reisten deshalb mit Pferdekutschen an.

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Entwicklung Wintertourismus

In vielen Orten der Schweiz kam der Fremdenverkehr während des Zweiten Weltkrieges zum Erliegen, so auch in Samnaun. Erst mit der Gründung des Kur- und Verkehrsvereins Samnaun-Compatsch 1951 nahm eine neue Ära ihren Anfang. 1954 wurde der erste kleine Skilift in Samnaun Dorf gebaut. Anfang der 1970er Jahre setzte eine touristische Flaute ein. Erst der Bau der ersten Luftseilbahn 1978 und der Skilifte auf der Alp Trida und der Zusammenschluss mit dem Skigebiet Ischgl brachten dem Samnauntal neuen Aufschwung. Der Erfolg war überwältigend, sodass bald lange Wartezeiten bei der Talstation der Luftseilbahn entstanden. Im Jahr 1995 wurde deshalb die weltweit erste Doppelstock-Seilbahn, der Twinliner mit einer Kapazität von 180 Personen je Gondel, eröffnet. Seither gehören Wartezeiten in Samnaun der Vergangenheit an.

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Die Sprache der Samnauner

In Samnaun wurde ursprünglich und bis ins 19. Jahrhundert mehrheitlich Rätoromanisch gesprochen, die romanischen Flurnamen zeugen heute noch davon. Heute spricht man in Samnaun einen Tiroler Dialekt; Samnaun ist damit die kleinste sprachliche Minderheit der Schweiz. Gründe für den Tiroler Dialekt in Samnaun sind der rege Handelsverkehr mit dem Tirol, die angesiedelten Tiroler Familien im Samnauntal und die Religion: Samnaun blieb – wie das Tirol – nach der Reformation im 16. Jahrhundert mehrheitlich katholisch. Wenn man in Samnaun einen neuen Lehrer oder Pfarrer suchte, orientierte man sich deshalb gerne Richtung Tirol.

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