Am 18. November gestalteten die Maturandinnen und Maturanden des Hochalpinen Instituts Ftan (HIF) einen für sie bedeutsamen Nachmittag. An diesem Freitag präsentierten die fünf Referentinnen und drei Referenten der Klasse G6 ihre Maturaarbeiten in den Konferenzräumen des Hotel Belvédère in Scuol. Bereits seit Jahren ist die öffentliche Präsentation der Maturaarbeiten des HIF Tradition. Eine breite Palette unterschiedlicher Themen machte die Vorträge über die gelungenen Arbeiten abwechslungsreich und spannend. Die motivierten Jugendlichen nahmen das Publikum mit auf ihre Reisen und gewährten Einblicke in ihre Analysen, Reflexionen, Entdeckungen und Kreationen. Die einheimische Maturandin Arina Carpanetti verfasste für ihre Maturaarbeit sogar ein eigenes Kinderbuch auf Rätoromanisch.
breite themenpalette
Bei der Themenwahl der Maturaarbeiten gab es viel Variation. «Musik mit Blitzen – Der Bau einer Teslaspule», so die Maturaarbeit vom Unterengadiner Imre Kruit. Mit Ladina Ammann aus Tarasp durfte eine weitere Einheimische ihre Maturaarbeit in Scuol präsentieren. Sie befasste sich mit dem Denkmalschutz der Patrizierhäuser im Unterengadin. Weitere, spannende Themen wurden mit den Arbeiten von Ivan Chumakow und Maximilian Heller aufgegriffen. Sie befassten sich mit der Konstruktion von Drohnen respektive mit den Auswirkungen von Gamingsucht. Nebst Ladina Ammann verfassten vier weitere Unterengadinerinnen ihre Maturaarbeiten am HIF. «Inklusionschancen für Menschen mit Beeinträchtigung in Indien und in der Schweiz», so das gewählte Thema von Selina Martina Müller. Nina Camastral befasste sich mit den kognitiven Fähigkeiten und dem Lernverhalten der Pferde. Nicole Pinto Ribeiro erarbeitete einen Vergleich zwischen dem Verhalten in verschiedenen Stadien der Demenz. Arina Carpanetti aus Ftan verfasste für ihre Maturaarbeit sogar ein eigenes Kinderbuch auf Rätoromanisch.
ein kinderbuch
Einer besonderen Herausforderung stellte sich Arina Carpanetti aus Ftan. Für ihre Maturaarbeit verfasste sie selbst ein Kinderbuch auf Rätoromanisch: «La natüra e sias surpraisas – Tim ed Aita scuvrischan la natüra engiadinaisa». Die Idee entstand aus der Kombination ihrer Verbundenheit zur Natur sowie ihrer Freude an Kindern. «Die Art und Weise, wie Kinder denken, habe ich immer bewundert. Und für mich war klar, dass ich für meine Maturaarbeit ein Endprodukt haben möchte», so die angehende Maturandin. Mit ihrem Kinderbuch erhofft sie sich, die kleine Palette der rätoromanischen Kinderlektüre in der Region zu erweitern. «Mit meinem Buch ist es für Kinder gut möglich, die Sprache zu lernen und zu erhalten. Ich hoffe, dass ich mit meinem Buch dazu beitragen kann», so Carpanetti weiter. Den Schulen der Gemeinde Scuol hat Carpanetti jeweils Exemplare zur Verfügung gestellt. Die grösste Herausforderung sah sie darin, den Inhalt richtig zu definieren. «Ich wollte den Kindern ein möglichst realitätsgerechtes Bild von der Natur geben, ohne sie dabei zu langweilen oder auch einzuschüchtern. Dazu gehören schöne Dinge aber eben auch tragische», so die angehende Maturandin.
vorlesung im kindergarten
Zu Beginn des Projektes war sie sehr motiviert und wollte sofort loslegen. Bereits früh startete sie Umfragen an den Schulen im Unterengadin, um herauszufinden, was Kinder denn bereits wissen. «In meinem Buch wollte ich nichts wiederholen», argumentiert sie. Ein essentieller und zeitaufwendiger Teil war die Sponsorensuche, welche für die Umsetzung ihrer Arbeit erforderlich war.
«Die Zeichnungen für mein Buch hat dankenswerterweise Jon Grass für mich gemalt. Um diese selber zu malen wäre die Zeit zu knapp gewesen», erklärt sie. Der ursprüngliche Plan war, dass das Buch Ende April in den Druck geht. Der gesamte Prozess beanspruchte jedoch deutlich mehr Zeit als geplant, sodass sich dieser Termin um rund zwei Monate nach hinten verschob. «Ende Juli war das Produkt dann fertig und ich durfte meine Vorlesung im Kindergarten von Ftan halten. Die Präsentation in Scuol war daher bereits die zweite», so Carpanetti. Auf die Frage, wie es dabei um die Aufregung stand, antwortete sie: «Im Kindergarten war ich fast aufgeregter, denn Kinder sind sehr direkt und haben ein klares und ehrliches Feedback. In Scuol habe ich mich einfach sehr darüber gefreut, vor den Leuten zu stehen und mein Endprodukt präsentieren zu können. Das hat mich auch sehr stolz gemacht», freut sich Carpanetti abschliessend.
kultur am hif fördern
Es liegt im grossen Interesse des Hochalpinen Instituts Ftan, künftig nebst den sportlichen auch die kulturellen Themen wieder vermehrt aufzugreifen und zu fördern. «Wir möchten die Kultur am HIF fördern und sehen darin ein grosses Potential. Hier soll in Zukunft etwas bewegt werden», so der Co-Director Christoph Hendrickx. Auch Stefanie Aichholz, Co-Director des HIF, bestätigt dieses fügt hinzu: «Die Mehrsprachigkeit unserer Schülerinnen und Schüler und ihre Begabung, nicht nur in mehreren Sprachen zu kommunizieren, sondern auch in den dazugehörigen Kulturen zu denken, ist ein wichtiges Element der kulturellen Identität am HIF.»